KLEINER WOHNEN @ LAND REDWITZ - Die Planungen gehen voran
Unterhalb der katholischen Kirche St. Michael, zwischen dem Wohngebiet Siedlung und dem Freibadgelände befindet sich ein ca. 15.000 Quadratmeter großes Grundstück, das der Gemeinde Redwitz a.d.Rodach im Frühjahr 2022 zum Erwerb angeboten wurde. Der Gemeinderat hatte sich daraufhin mit einer möglichen Entwicklung und Ausweisung des Areals als Bauland für eine Wohnbebauung auseinandergesetzt. Man ist sich einig, dass sich dadurch eine gute Chance biete, eine attraktive innerörtliche Verbindung zwischen Siedlung und Altort zu schaffen.
In Gesprächen mit den Genehmigungsbehörden am Landratsamt Lichtenfels wurde schnell deutlich, dass eine Erschließung des im Bebauungsplan Redwitz-Ort als Grünland ausgewiesenen Areals nicht ohne Weiteres möglich ist. Es ist eine Änderung des bestehenden einfachen Bebauungsplanes erforderlich und aufgrund des üppigen Bestandes an Flora und Fauna und dem teilweise biotopähnlichen Charakter des Geländes ist mit einem hohen naturrechtlichen Ausgleich zu rechnen. Ein klassisches Neubaugebiet mit Eigenheim Bebauung scheidet daher weitestgehend aus.
Gemeinsam mit Fa. Raab Baugesellschaft, Ebensfeld und der Hochschule Coburg, wurde in der Folge an der Idee gearbeitet, auf dem Gelände ein innovatives Bauprojekt „Kleiner Wohnen@Land Redwitz“ ins Leben zu rufen. Gemeinsames Ziel ist es, den wertvollen Pflanzenbestand auf dem Gelände weitestgehend zu erhalten und Wohnraum im Einklang mit der vorhandenen Natur zu schaffen. Im Herbst 2023 wurde an der Hochschule Coburg ein Semesterprojekt gestartet, aus dem Entwürfe für eine mögliche naturnahe Bebauung hervorgegangen sind. Diese wurden im Juni 2024 im Rahmen einer Ausstellung im Bürgerhaus Redwitz der Öffentlichkeit vorgestellt.
Parallel dazu wurden 2023 bereits diverse Gutachten in Auftrag gegeben, die für ein etwaiges Bauleitplanverfahren erforderlich sind: Fachgutachten zur speziellen artenschutzrechtlichen Prüfung; Faunistische und vegetationskundliche Untersuchung: Brutvögel, Amphibien, Fledermäuse, Wildkaninchen; Umweltbericht inkl. Anwendung des Leitfadens Bauen im Einklang mit Natur und Landschaft. Die fachkundlichen Gutachten wurden über eine komplette Vegetationsperiode erstellt und deren Ergebnisse nun im September dem Gemeinderat vorgestellt.
Gisela Raab von der Baufirma Raab sowie Franz Moder vom Planungsbüro OPUS aus Bayreuth berichteten, dass auf dem Areal natürlicherweise viele Vögel ansässig sind. Die faunistische Untersuchung ergab, dass als Brutstätten häufig Hohlbäume dienen, die es zu berücksichtigen gilt. Heimisch ist auf dem Gelände auch die geschützte Haselmaus, auf die besonders zu achten ist. Die Vegetation erwies sich insgesamt als sehr üppig. Abgesehen von einigen Altbäumen, die ohnehin in das Bebauungskonzept integriert werden sollen, ist der Bewuchs jedoch als nicht allzu hochwertig einzustufen. Als Fazit führte Franz Moder an, dass nach seiner Beurteilung keine seltenen Arten vorgefunden wurden, die eine Entwicklung des geplanten Baufeldes verhindern würden.
Dennoch sei zu berücksichtigen, dass die Bereiche, in denen das Baufeld in die vorhandene Natur eingreift, an anderer Stelle naturschutzrechtlich ausgeglichen werden müssen. Die Berechnungen des Fachbüros ergaben einen Ausgleichsflächenbedarf von 20.800 Wertpunkten. Es wurden auch Überlegungen angestellt, wo man ggf. in der näheren Umgebung einen Teil des notwendigen Ausgleichs schaffen könnte. Vorgeschlagen wurden u.a. die Entsiegelung und Eingrünung des Freibadparkplatzes und eine Fortführung der Heckenbepflanzung am Weiherdamm. Hierdurch könnten ortsnah bis zu 13.800 Wertpunkte ausgeglichen werden.
Seit der Ausstellung der studentischen Arbeiten im Juni haben sich Gisela Raab und die Arbeitsgruppe der Hochschule Coburg mit einer Weiterentwicklung der Entwürfe für eine mögliche Bebauung auseinander gesetzt. Sie stellte dem Gemeinderat vor, wie möglichst kleine aber trotzdem schöne und effiziente Grundrisse aussehen könnten. Die Herausforderung sei, den Artenschutz und die Eingriffsregelung in die Natur in der Bauleitplanung zu berücksichtigen und in der Gebäudeplanung mit ökologischem Bauen in Einklang zu bringen. Wichtig sei es, den schützenswerten Bestand, wie zum Beispiel markante Bäume und eine vorhandene Quelle in die Planungen zu integrieren.
In der Baukonstruktion sei eine effiziente Planung notwendig und bei den Baustoffen setze sie auf ökologische, nachhaltige und wiederverwertbare Materialien. Für die Finanzierung des Vorhabens soll eine Bewohner-Genossenschaft entstehen. Dieses Konzept sei gemeinwohlorientiert und ermöglicht Eigentum ähnliches Wohnen ohne hohes Eigenkapital.
„Es ist alles neu und innovativ, was wir hier in Redwitz gemeinsam vorhaben“, schloss Gisela Raab ihre Ausführungen im Gemeinderat. Man müsse sich bewusst sein, dass noch viele Punkte zu klären sind, bis daraus ein reales Projekt wird und wirklich gebaut werden kann. Doch biete sich die Chance, in Redwitz ein Pilotprojekt für modernes Wohnen entstehen zu lassen, was Ausstrahlung weit über die Gemeinde- und Landkreisgrenzen hinaus haben wird.